Wer zugibt, nicht Fahrrad fahren zu können, löst bei anderen Menschen Kopfschütteln und Unverständnis aus: „Wie ist das möglich?“ Das verwundert nicht, denn hierzulande lernen die meisten Menschen Rad fahren und schwimmen schon als Kinder. Doch es gibt tatsächlich Jugendliche und Erwachsene aller Altersgruppen, die nicht Fahrrad fahren können. Diesen helfen die Radschulen des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club).
Warum können manche Erwachsenen nicht Fahrrad fahren?
Normalerweise erlernen heutzutage schon Kleinkinder mit Laufrädern, auf zwei Rädern vorwärts zu kommen, dabei zu lenken, das Gleichgewicht zu halten und auch noch ihre Umgebung zu beobachten. Doch manchen heute erwachsenen oder jugendlichen Menschen blieb dieser Kurs in der Kindheit verwehrt. Manchmal fehlte es der Familie schlicht am Geld selbst für ein einfaches Fahrrad, manchmal ist die betreffende Person in ihrer Kindheit gleich zu Anfang schlimm gestürzt und hat sich danach nie wieder in den Sattel getraut.
Auch die Besorgnis von Eltern unterbindet zuweilen das Erlernen des Radfahrens. Sie halten die Straße für sehr gefährlich und möchten nicht, dass ihr Kind darauf mit einem Fahrrad unterwegs ist. Dann gibt es noch Erwachsene, die nie wieder auf einem Fahrrad gesessen haben, nachdem sie in sehr jungen Jahren ihre Autoführerschein erworben hatten. Sie haben das Radfahren tatsächlich verlernt. Nicht zuletzt stammen einige unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus einem Kulturkreis, in dem das Fahrradfahren fast unbekannt ist.
Warum sollten Sie nun das Radfahren (noch einmal) erlernen?
Fahrradfahren hat sehr viele Vorteile:
- Sie stärken damit Ihre Gesundheit. Der Arzt hat Ihnen ohnehin mehr Bewegung verordnet.
- Sie spüren die Natur um sich herum, was im Auto so nicht möglich ist.
- Sie schonen das Klima.
- Sie sind auf vielen Wegen viel schneller als mit dem Auto unterwegs. Sagen Sie dem Stau adé!
- Ihre Enkel möchten, dass Sie mit ihnen auf Tour gehen. Überhaupt plant die Familien eine Radtour. Manchmal steht auch ein Betriebsausflug mit dem Fahrrad an.
- Moderne Fahrräder sind interessant, komfortabel und teilweise technisch so hochgerüstet und luxuriös, dass sie mehr kosten als ein Kleinwagen. Wenn es Ihnen als Autofahrer*in bislang auch um Ihren Status ging, den Sie mit einem teuren Wagen unterstrichen, können Sie das locker auch mit einem exklusiven Fahrrad erreichen.
Kann mir nicht ein Partner oder Familienmitglied das Radfahren beibringen?
Wenn Familienmitglieder das Fahrtraining übernehmen, endet dies regelmäßig im Streit. Erwachsene Fahranfänger auf dem Fahrrad möchten ihr Unvermögen gegenüber einem Familienmitglied nicht zugeben, dieses wiederum kann manchmal seinen Spott nicht verbergen. Dahinter steckt die landläufige Auffassung: Fahrradfahren kann doch eigentlich jeder! Wieso nicht auch du, Mama? Das löst Frust und manchmal Tränen aus. Schlimmstenfalls brechen Sie den Versuch, endlich das Radfahren zu erlernen, wieder ab. Das wäre wirklich schade! Hilfe bietet Ihnen der ADFC mit seinen Radfahrschulen an. Dort gibt es Fahrkurse für Erwachsene.
Mit welcher Methodik gehen Radfahrschulen vor?
Die Ausbilder in den Radfahrschulen wissen, dass es Sie als erwachsene Person Überwindung kostet, den komplett neuen Bewegungsablauf des Radfahrens zu erlernen. Diese Angst verschwindet aber mit dem Beginn des hervorragend konzipierten Kurses. Nach einem Kennlerngespräch absolvieren Sie Ihre ersten Gleichgewichtsübungen, die Sie für die erforderliche stabile Körperhaltung auf dem Fahrrad sensibilisieren. Gleich zu Anfang vermitteln die Coaches auch theoretische Inhalte, mit denen Sie eine grundlegende Idee vom Radfahren bekommen.
Danach sammeln Sie Ihre ersten praktischen Erfahrungen auf unterschiedlichen Rollern. Sie erlernen auf einem kleinen Roller, das Gleichgewicht zu halten, richtig zu bremsen, Kurven zu fahren und vieles mehr. Nun steigen Sie auf einen größeren Roller, danach auf einen Sitzroller um. Der letzte Schritt des Kurses führt sie aufs Fahrrad, mit dem Sie zunächst auf einem verkehrsfreien Platz ohne Hindernisse fahren. Sie lernen wiederum neben dem Auf- und Absteigen, dem Halten und Stehen mit dem Rad sowie dem Anfahren, Beschleunigen und Bremsen auch das Kurvenfahren und nicht zuletzt die nötigen Verkehrsregeln.
Für Radfahrer gibt es einige spezielle Regeln wie die vorgeschriebene Benutzung von Radwegen, das Fahrverbot auf Autobahnen und die Möglichkeiten, entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße einzufahren, wobei Sie genau den Autoverkehr beachten müssen. Wenn Sie dies alles beherrschen, fahren Sie zusammen mit dem Coach und Ihrer Radgruppe im richtigen Straßenverkehr und ein wenig in der Natur. Im Kurs lernen Sie auch viel über die verschiedenen Fahrradtypen wie das Mountainbike für das Gelände, das E-Bike, das Lastenrad, die City-Bike, das Tourenrad für Ihre Überlandfahrten, das Rennrad, das Tandem sowie das Trekking- und das Hollandrad. Es wird Ihnen sagenhaft viel Spaß machen!